wassn Block: Ganz oder gar nicht (Nazis raus VII)

Dienstag, 9. November 2010

Ganz oder gar nicht (Nazis raus VII)

Ich schaue ja schon lange keinen Report mehr, weder aus Mainz, München oder sonst woher. Auch dort, wie in den meisten TV-Sendungen, ist die Investigation zu(un)gunsten einfacher und oberflächlicher Berichte mit vielen Fehlern, Ungenauigkeiten und rein plakativen Aussagen ausgetauscht worden. So weit so schlecht.
Jetzt bin ich aber doch mal wieder über einen Beitrag gestolpert, und zwar mittels des NPD-blog.info (einer Anti-NDP Seite wohlgemerkt. Die haben im Juli 2010 dieses Thema auch schon mal gehabt.).
Report Mainz berichtet in seiner Sendung vom 8.11.2010 über die Online-Shops von Spiegel, SZ und FAZ.
Und sie fanden heraus, dass auf allen drei Seiten Bücher ausgewiesener Nazis vertrieben werden.
Ich dachte DAS kann ja gar nicht sein. Und habe mit meinen einfachen Möglichkeiten mal etwas (nach) recherchiert.

Die drei Beispiele aus dem weiter unten folgenden Video:
Otto Skorzeny, österreichischer Offizier der Waffen-SS (jewish virtual library)
Leon Degrelle, Offizier der Waffen-SS (wikipedia)
David Irving, Geschichtsrevisionist und Holocaustleugner (shoa.de)

Bei allen drei habe ich hier nur jeweils einen exemplarischen link gesetzt, aber gebt die Namen selbst mal in eine Suchmaschine ein. Und ihr landet entweder auf Nazi-Verherrlichungsseiten oder ihr findet genügend Infos darüber, welche Idioten die drei sind bzw. waren.
Besonders bemerkenswert fand ich den Text über den sehr bekannten Holocaust-Leugner Irving. Dieser wurde nämlich 2000 in der SZ erst-veröffentlicht, und heute werden seine Bücher dort verkauft.

Heute, am 9.11.2010, am Gedenktag zum Novemberpogrom 1938, direkt, nachdem ich von einer Veranstaltung dazu nach hause komme, sind Bücher der drei oben genannten immer noch bei den drei Online Shops erhältlich (Die screenshots und die links stehen ganz unten im Text, falls ihr mir nicht glaubt).

Auf Nachfrage von Report Mainz teilte der Verlag der FAZ mit, eine Positivauswahl von Büchern sei nicht leistbar. Der Süddeutsche Verlag verweist darauf, dass eine Durchsicht im Hinblick auf rechtsextreme Titel "aufgrund des großen Umfangs nicht möglich" sei.
Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo (ließ) schriftlich mitteilen, man könne den Vertrieb rechtsextremistischer Literatur nicht verhindern. Wörtlich heißt es: "Eine Zensur durch Händler ist ausdrücklich untersagt. (...) Es gibt eine Verpflichtung zum 'ganz oder gar nicht'".
Das "nicht mögliche Aussortieren" bei der SZ halte nicht nur ich für eine fade Ausrede, sondern laut dem zuständigen Großhändler Libri ist "die Berücksichtigung einer Negativliste technisch möglich" - es muss ja nur gewollt werden.
Auch eine `ganz oder gar nicht´-Klausel, wie sie angeblich beim Spiegel in den Lieferverträgen steht, ist Quatsch laut u.a. dem Stuttgarter Medien- und Verlagsrechtler Prof. Emanuel H. Burkhardt (...) : "Eine solche Verpflichtung kenne ich nicht. Ein ganz oder gar nicht gibt es für den Bereich der Einzelonline-Buch-Shops nicht."
(Alle Zitate aus dem Pressetext von Report Mainz)

In den Kommentaren zu dem Video, ob auf Youtube oder direkt beim swr (hier), wird immer wieder mit Pressefreiheit, freie Meinungsäußerung, "muss mer ja nicht kaufen" oder ähnlichem argumentiert. Schön und gut, können wir gerne auch mal drüber diskutieren.
Aber - und deshalb sitze ich hier und schreibe - ich erwarte von der FAZ, dem Spiegel und der SZ mehr.
Viel mehr.

Ich erwarte eine Positionierung. Und zwar, logisch, GEGEN diesen Dreck. Ich erwarte Aussagen, ich erwarte, dass sie das, wozu sie in ihren Veröffentlichungen stehen, auch in ihren Shops umsetzen.
Ich würde ja nicht gerade behaupten, dass die drei Verlage an der vordersten Anti-Nazi-Front stehen. Aber im großen und ganzen stehen sie schon auf der richtigen Seite.
Und jetzt erwarte ich dass sie konsequent sind.

Charakter zeigen.

Ehre haben.

Positionen beziehen, klar und eindeutig.

Oder, vielleicht verstehen das ja einige besser, Eier in der Hose haben.