Dienstag, 24. August 2010

Eine horrorshow von Quorietsch

Wenn ich mich hier schon dauernd über Sprache im allgemeinen, Sprachstil, Sprachbesonderheiten und auch Sprachungenauigkeiten auslasse, darf natürlich Nadsat nicht fehlen, meine lieben Droogies.
Gleichzeitig kann ich mich hiermit auch mal virtuell vor einem meiner Lieblingsschriftsteller verbeugen, (John) Anthony Burgess (Wilson), der nämlich der Autor von "A clockwork orange" und der Erfinder von Nadsat, der dort verwendeten Jugendsprache, ist.

Nadsat im Original ist eine Mischung aus Russisch und dem Londoner Cockney Rhyming Slang. Russisch ist klar, aber das mit dem Rhyming Slang ist komplizierter. Es ist kein einfacher Slang, so wie Berlinerisch oder Kölsch, sondern eine permanente, eigentlich recht blöde Wortspielerei.
Im Deutschen fallen mir dazu nur so bekloppte Sachen wie "Zum Bleistift" anstatt "Zum Beispiel" oder auch "EasyPeasy" oder "Pillepalle" oder so was ein.
Ist ja nicht so lustig, soll es aber auch gar nicht sein. Das Buch ist böse, zynisch, gemein, gewalttätig, aber nicht lustig.
Und Nadsat ist die Teenagersprache, das Buch erschien 1962 und spielt in der Zukunft. Der Hauptdarsteller Alex DeLarge ist anfänglich 15 (im Film 18) und wie wir ja alle wissen, gelle, ist in diesem Lebensabschnitt (vulgo: Pubertät) eine eigene Sprache nichts ungewöhnlich.
Ungewöhnlich, und so beeindruckend, dass ich hier und heute darüber fabuliere, finde ich aber, dass zumindest ich das Buch schon mit 14 Jahren lesen UND verstehen konnte, ohne durch die Sprache verwirrt zu werden. Und ca. 2 Jahre später sogar im englischen Original.

Tja, ich war wohl schon damals kein Glupjek, sondern ein tschudessni Maltschik und Uhmni.
Bzw. Burgess ist ein großartiger Schriftsteller. Und die Übersetzung aus den 70ern war wohl auch klasse. Neuere Übersetzungen haben ein paar doofe Fehler drin, aber naja. Die deutsche Übersetzung hat sowieso ein anderes Muster als das Original. Der russische Anteil ist noch drin, nur der Cockney Anteil fehlt etwas.

Für die die mehr wissen wollen gibts hier ne deutsche und hier ne englische Vokabelliste.

1971 wurde das Buch von Stanley Kubrick verfilmt, in der Hauptrolle der geniale Malcolm McDowell. Das ist mal eine sehr gelungene Verfilmung, besonders auf Nadsat wurde viel Wert gelegt, ohne das es unverständlich wird.
Natürlich hat der Film einige Kontroversen ausgelöst. Z.B. wurde er in England auf massives Drängen der englischen Polizei bis angeblich 2000 so gut wie nie öffentlich gezeigt.

Ich glaube die hatten so richtig Angst, dass die Jugend irgendwann nur noch so aussieht:



Besonders an dem Film ist auch die Musik. Beethoven ist Alex´ Lieblingsmusiker ("der gute alte Ludwig van"), entsprechend kommt auch viel Musik von ihm vor, ebenso wie von Rossini und dem großen Sir Edward Elgar. Außerdem gibt es viel Musik von Walter/Wendy Carlos, der als einer der ersten überhaupt Synthesizer benutzte, also elektronische Musik komponierte und spielte.
Und dann gibt noch ein kurzes tolles Stück, welches es auch hier zum ziehen gibt (link steht bei den Kommentaren).

Nebenbei, Andy Warhol hat das Buch auch verfilmt. Und zwar 6 Jahre vor Kubrick, rightyright. Wer auf Mitt-60er Avantgarde steht, hier gibts den Film zum anschauen

So, genug jetzt von dem ganzen Tschipoke.

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