Sonntag, 12. Dezember 2010

Pornotest

Falls mir mal schlecht ist, ich aber aus irgendeinem Grund nicht kotzen kann, lese ich einfach ein bisschen Zeitung.
Folgendes: laut der taz vom Wochenende (9.12 und 10.12) (aber nicht nur dort, sondern auch laut anderen Blättern) wurden bis Anfang des Jahres in Tschechien Asylbewerber über die Wahrhaftigkeit ihres Asylgrundes getestet.
Und zwar, ob sie schwul seien oder nicht!!!
Kotz... (Tschuldigung)
Ihnen wurden Hetero-Pornos vorgespielt und mittels der Phallometrie, oder auch Penisplethysmographie, wurde getestet, ob sie erregt werden oder nicht.
Ich weiß jetzt nicht genau wie so eine Versuchsanordnung aussieht, will das auch nicht wirklich wissen.

Aber soviel mal:



(Quelle)

Laut Prof. Dr. Banse, Professor für Sozial- und Rechtspsychologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, hat sich die meist angewandte indirekte Messmethode der Penisplethysmographie (Phallometrie) (...) als nur mäßig valide herausgestellt und leidet unter Problemen hinsichtlich geringer Reliabilität, der Anfälligkeit für absichtliche Verfälschungen, der praktischen Anwendbarkeit bei umfassenden Trainingsvoraussetzungen sowie damit verbundenen hohen Kosten und schließlich ethischer Rahmenbedingungen
(aus einem seiner aktuellen Forschungsprojekte, mehr steht hier).

Jetzt sind es natürlich zwei Gründe, die mich zum würgen bringen.
Erstens die Anwendung einer Methode, die wissenschaftlich gesehen nicht reliabel, also zuverlässig ist.
Und zweitens, dass so was überhaupt angewendet wird. Die Beweisführung der Homosexualität. Mittels ansehen eines Hetero-Pornos. Gehts noch?
Wen so ein Film nicht anmacht, der ist schwul? Und wer erregt wird, der isses nicht?

Die Statistik der Uni Magdeburg von 2002/2003 sagt aus, dass es in Deutschland ca. 4% Schwule und ca. 2% Lesben gibt.
Mit diesem Test wären wir aber mal locker bei 20 bzw. 10%, behaupte ich mal (was ja auch nicht das schlechteste wäre).

Schlimmer finde ich es nur noch, wenn das Auftreten, das Verhalten einer Person über deren sexuellen Präferenz entscheidet.
Und auch das ist schon geschehen: 2007 hat ein Iraner in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Doch der Antrag sei vor Gericht mehrfach abgelehnt worden, zuletzt, da der Richter in einer Entscheidung "nach Augenmaß" die Homosexualität (des Antragstellers) für vorgeschoben gehalten haben soll. Der Richter habe in der Verhandlung gesagt, dass vor ihm schon viele Schwule gesessen hätten (...): "Die sahen aus wie Schwule, aber dieses Gefühl habe ich nicht über Sie". (Hier der ganze Artikel)

Manchmal schäme ich mich richtig, Deutscher zu sein. Scheiße!!!

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